⭐️ Baltazaar wird Vater

Baltazaar wird Vater 🍼

Wilma watschelt kugelrund auf ihren überaus charmanten Ehrgatten Baltazaar, den orientalischen Mäuserich von Welt zu.

Die ZauberMaus ist leicht außer Atem, als sie ihren Mann erreicht, der dösend auf seinen alten, antiken Schaukelstuhl sitzt , der auf der blumengeschmückten Veranda des kleinen Puppenhauses steht.

Verschreckt öffnet er leicht die Augen und brummt :

"Was ist denn jetzt schon wieder, kann man denn hier nie seine wohlverdiente Ruhe haben ?

Immer ist irgendetwas anderes..Baltazaar mach dies, Baltazaar mach das...Baltazaar könntest Du mal bitte...gleich kommt sie mir wieder um die Ecke und labbert mir ein Ohr flattrig."

Wie es scheint, erreicht Wilma mit letzter Kraft die Veranda , bevor sie sich völlig außer Atem in die gemütliche Hollywoodschaukel wirft, die unter der Last ihres beträchtlichen Gewichtes fast wie beleidigt knarrt.

Baltazaar kann sich ein Grinsen kaum verkneifen.

Seine frisch im Herren-Mäuse-Barbier ondulierten Schnurrhaare fangen vor Belustigung an zu zittern.

"Gleich..." denkt er und grinst noch breiter.

Gleich bricht die schöne Hollywoodschaukel zusammen.

Er kichert in sich hinein, aber seine verdächtig wackelnden Ohren verraten ihn.

"Baltazaar !" ertönt da die liebliche Stimme der ZauberMaus.

"Was bitte ist daran so lustig ?"

"Nichts , Wilmalein...absolut gar nichts."

Unter größter Anstrengung kann er ein Lachen unterdrücken, denn Wilma schaukelt hin und her, dabei ächzt die Schaukel ziemlich verdächtig.

"Die arme, wehrlose Schaukel wird sich wehren..." denkt er.

"Wer erträgt schon gern auf Dauer dieses Gewicht...gleich kracht sie ein !"

kichert er schadenfroh.

Doch Wilma erhebt sich auf einmal flink und für ihre rundliche Figur recht schnell und ist mit vier Tippelschritten bei dem doch sehr erschrockenen Baltazaar.

Mit einer Hand zupft sie an seinem linken Ohr, das die ganze Zeit lustig vor sich hingewackelt hat.

Bitterböse starrt sie den Mäuserich an und faucht ihm ein verächtliches

"Du Scheusal..." ins Gesicht.

Baltazaar presst die Lippen aufeinander, um nicht laut loszuprusten.

Da steht seine ihm angetraute Ehefrau Wilma , kaum größer als ein mickriges Bonsai- Bäumchen, ballt die eine Faust, die sie drohend in die Luft hält und mit der anderen Hand hält sie sein mittlerweile nicht mehr wackelndes Ohr.

"Wilma, mein Schatz...soll ich Dir nicht lieber noch schnell die Trittleiter holen ?"

Würdevoll erhebt er sich aus seinem Schaukelstuhl und richtet sich zur voller Mäuserich-Größe auf.

Erschrocken lässt Wilma das Ohr los und reißt die Augen auf.

Dann holt sie unvermittelt aus und tritt ihrem Eheman kräftig vors Schienbein.

Dieser schreit schmerzerfüllt lauthals auf.

"Ja, sag mal ...Weib...bist Du von allen guten Mäuse-Geistern verlassen oder was soll das ?" brüllt er los.

Doch Wilma dreht sich wortlos um und watschelt mit hoch erhobenen Kopf über die Veranda ins Haus.

Baltazaar schüttelt ungläubig den Kopf.

"Das können nur die Hormone sein.

Meine süße, liebe Wilmamaus scheint ein bisschen zu viel davon zu haben."

Vielsagend dreht er seinen Zeigefinger in Stirnnähe und setzt sich gemächlich wieder in seinen alten, antiken Schaukelstuhl um weiterzudösen.

Im Haus steht eine vor Wut bebende Wilma am Herd der gemütlichen Wohnküche und kocht Möhenpudding.

Sie weiß ganz genau, dass Baltazaar diesen ganz und gar nicht ausstehen kann.

Triumphierend schmunzelt sie in sich hinein.

"Dir werde ich noch die Flötentöne beibringen !"

Langsam dreht sie sich um und geht gemächlich zum Küchenfenster, um ihren Ehegatten zum Essen zu bitten.

Dabei spiegelt sie sich in den Scheiben der alten Anrichte, die sie noch von ihrer Großmutter hat.

Ihr Bauch ist wirklich gewaltig, denkt sie.

Aber schließlich sind es auch nur noch ein paar Tage,bis das gemeinsame Mäuschen von Baltazaar und ihr das Licht der großen weiten Welt erblicken wird.

Zärtlich streicht sie sich über den Bauch und ruft den Mäuserich herein in die Küche.

Natürlich ist dieser ganz und gar nicht von dem dargeboten Mittagessen begeistert und tut lautstark und grimmig seinen Unmut kund.

"Was bitte soll ich mit diesem undefinierbaren, ungenießbaren..." schimpft er los.

"Ich kann ja wohl erwarten, ein ordentliches Käseschnitzel hier in diesem Haushalt zu bekommen !

Ich bin immer noch der Mäuse-Hausherr hier !"

Doch Wilma zuckt mit den Schultern und fängt seelenruhig an zu essen.

Fassungslos starrt Baltazaar sie an.

Seine Schnurrhaare zucken schon verdächtig vor Wut.

Gerade setzt er an, um eine angemessene Ansage zu machen...da kreischt Wilma auf.

"Was ist den jetzt schon wieder ?" denkt der Mäuserich genervt und rollt mit den Augen.

"Es ...es...geht los...jetzt...." japst Wilma, die mittlerweile kreidebleich im hübschen Gesicht ist.

Baltazaar stutzt.

"Was geht los ?

Hast Du wieder Deine täglichen Blähungen ?" fragt er nicht gerade freundlich.

Doch da hört er das leise Tropfen unter dem Tisch.

"Bist Du jetzt auch noch undicht geworden ?" fragt er etwas unfreundlich.

"Also...ICH wische das ganz bestimmt nicht weg !" demonstrativ verschränkt er die Arme übereinander und nickt mit dem Kopf in Richtung Haushaltsraum, in dem Eimer und Wischmopp stehen.

"Baltazaar..." keucht Wilma.

"Das Mäusebaby will auf die Welt kommen..."

"Achso..." sagt dieser und reibt sich die Hände.

Dann steht er auf, geht zum Haushaltsraum und kehrt mit zwei Mülltüten zurück.

"Hier, zieh die eine Mülltüte an...Du tropfst."

Großzügig wie er nun mal ist, hilft er der schnell atmenden Wilma umständlich die Tüte anzuziehen.

Danach drückt er ihr die bereits fertig gepackte Kliniktassche, die seit ein paar Tagen vorsichtshalber im Flur steht in die Hand und eilt schnellen Fußes nach draußen, um das rote Spielzeugauto zu holen.

Doch bevor er an der geöffneten Haustür Wilma in Auto einläd breitet er schnell die zweite Mülltüte über den Beifahrersitz aus.

Sicher ist sicher, denkt er.

Dann gibt er Gas und fährt auf die Straße , um ins nahegelegene Krankengaus zu gelangen.

Ungläubig sieht ihm eine in einer Mülltüte verpackten und mit schwerer Tasche beladenen Wilma hinterher.

Etwas leise piepst sie :

"Baltazaar...hallo...hallooooooooooooo...Du hast mich vergessen....halloooooooo..."

Doch der Mäuserich hört sie nicht mehr, denn er fährt bereits Richtung Krankenhaus.

"Ganz ruhig Wilmalein, ich bin ja bei Dir.

Dir kann überhaupt nichts passieren , denn der weltbeste Mäuserich ist bei Dir.

Ich habe alles im Griff und bin absoluter Herr der Lage.

Im Grunde...wozu braucht Du überhaupt einen Arzt ?

Das bisschen mache ich doch gekonnt mit der linken Mäuse-Pobacke."

Selbstgefällig streicht er sich über die Schnurrhaare und grinst seinem Spiegelbild im Innenspiegel zu.

"Du bist so ruhig, mein Wilmalein...gehts Dir nicht gut ?

Gleich sind wir da und dann wird alles gut, Du wirst sehen...ich bekomme das Kind schon geschaukelt."

Baltazaar lacht laut über seinen wie er denkt überaus witzigen Satz.

Doch auf dem Beifahrersitz bleibt es still.

Kein Lachen, kein schweres Atmen...kein Pieps ist zu hören.

Aber komischerweise irritiert das den orientalischen Mäuserich nicht, er ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Unterdessen vor dem kleinen Puppenhaus auf der Veranda.

Ungläubig und fassungslos, den Tränen nah sieht Wilma dem davon fahrenden Baltazaar hinterher.

Schlagartig wird ihr klar, dass er wohl erst mitbekommen wird, dass er sie zu Hause vergessen hat, wenn er vor dem Krankenhaus hält.

Sie schüttelt verständnislos den Kopf und verzieht dann das Gesicht.

Seufzend stellt sie ihre Tasche wieder in den Flur und geht knisternd, weil immer noch in der von ihrem Eheman verordneten Mülltüte eingepackt ins Schlafzimmer.

Fast zu gleichen Zeit erreicht Baltazaar das kleine Mäuse-Krankenhaus und parkt mit einer eleganten Schleife , die er effektvoll vor der Notaufnahme dreht direkt vor der Tür zum Krankenhaus-Eingang.

Dann steigt er gemächlich aus seinem roten Flitzer, rückt seinen Hut und seine Brille zurecht und streicht sich über die Schnurrhaare.

Dann stolziert er , mit seinem Gehstock immer wieder auf den Boden tippend auf den Tresen der Eingangshalle zu.

"Junge Dame...hätten sie eventuell die Freundlichkeit, zu meinem Auto zu gehen und meine Ehefrau mit dem Rollstuhl abzuholen.

Ich würde sie ja tragen, aber ich hab's im Kreuz...doch Vorsicht, sie könnte tropfen.

Und wenn ich bitten dürfte...etwas schneller...oder fällt ihnen das mit den Stummelbeinchen zu schwer ?"

Die diensthabende Mäuse-Krankenschwester will gerade antworten, da macht der Mäusrich eine Handbewegung, die man als ..."na los jetzt..." deuten könnte.

Still vor sich hinschimpfend schnappt sie sich einen der bereitstehenden Rollstühle und geht mit diesem zusammen nach draußen, um die dort wartende Mäusefrau abzuholen.

"Die arme Frau...." denkt sie noch, bevor sie vor dem leeren Auto stehenbleibt.

Das einzige, was sie auf dem Beifahrersitz sieht ist die eilig ausgebreitete Mülltüte.

"Soll ich die jetzt etwa auf den Rollstuhl legen ?"

"Was dauert das denn so lange...so schwer ist sie nun auch nicht, sonst hätte ich schon einen Kran mitgebracht !"ertönt es hinter ihr.

Baltazaar, dem das alles natürlich schon wieder viel zu lange gedauert hat...schließlich dürfte es ja nicht so schwer sein, eine zugegeben unförmige Frau aus dem Wagen zu hieven.

"Wo ist meine Frau denn ?" raunzt er ungehalten.

"Wahrscheinlich hat sie lieber das Weite gesucht, als länger bei diesem unfreundlichen Patron zu bleiben !" denkt sich die Schwester.

Laut sagt sie:

"Es tut mir leid, als ich hier angekommen bin, war weit und breit niemand zu sehen.

Baltazaar's Schnurrhaare bekommen ein Zickzack-Muster, ein Zeichen, dass er gleich platzt.

"Was soll das ..soll das ein Scherz sein ? Darüber kann ich ganz und gar nicht lachen !"

Die Schwester zuckt mit den Schultern und schiebt den Rollstuhl zurück an den Tresen.

Der Mäuserich ist allein.

Vor Wut bebend und mit feuerroten Ohren setzt er sich in seinen Wagen und gibt Gas.

Er rast im Mäuse-Speedtempo nachhause und biegt mit quietschenden Reifen in den kleinen Weg ab, der durch den Garten bis zu seinem Haus führt.

Natürlich, denkt er...

Wilma ist wieder zurück ins warme Wohnzimmer gegangen, während ich mich zum Affen machen konnte.

Mit Schwung reißt er die Wohnungstür auf und stolpert fast über die im Flur stehende Kliniktasche.

Das hebt nicht unbedingt seine ohnehin schon schlechte Laune.

Mürrisch sucht er das Haus nach Wilma ab.

Doch sie liegt weder im Bett, noch sitzt sie in ihrem gemütlichen Sessel.

Auch in der Küche ist sie nicht.

Da hört er sie aus einen der anderen Zimmer leise singen.

Entschlossen macht er sich auf den Weg in das Zimmer, das genau neben dem Schlafzimmer liegt und öffnet mit Schwung die Tür.

Da sitzt Wilma.

In einem Sessel, mit einer weichen Decke zugedeckt und schaut in die Kinderwiege, die sie sanft hin und her schaukelt.

"Hallo Baltazaar, mein Schatz ...darf ich vorstellen.

Das ist Dein Sohn Titus...er hat schon auf seinen Papa gewartet."

Lächelnd steht sie auf und ergreift Baltazaar's Hand.

Zögernd tritt der Mäuserich an die Kinderwiege, in der eine kleine, süße Maus liegt und ihn mit großen Augen ansieht.

"Mein Sohn....." flüstert er und eine Träne läuft über seine Wange.

© Tanja Finchen Hoffmann

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