⭐️ Das kleine Kerzlein


                                     🌟 Das kleine Kerzlein 🌟

Vorweihnachtszeit...für viele die schönste Zeit im Leben.

Lichter , die in Fenstern und auf Tannenbäumen leuchten.

Helle Lichter in Sternform oder auch bunte Kugeln ,

die im Takt der Weihnachtsmusik ihre Farbe wechseln.

Warm schimmernde Lichter, die an dunklen Tagen für Behaglichkeit in die beheizten Wohnstuben sorgen.

Etwas abseits der großen hell erleuchteten Einkaufstraße steht ein kleiner "Tante Emma-Laden".

Ein kleines Lädchen wie es heutzutage im Zeitalter der großen Supermärkte kaum noch welche gibt.

In diesem kleinen, aus alten Tagen übrig gebliebenen Krämerladen steht seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten...das liebe, ältere Ehepaar Huber, denen der "Tante Emma-Laden" gehört.

Es hat fast sein ganzes Leben gemeinsam in diesem kleinen, gemütlichen Lädchen verbracht.

Viele Kunden haben sie von Kindes Beinen, ja fast aus dem Kinderwagen heraus begleitet.

Wenn die Kleinen mit runden, verzückten Kinderaugen staunend vor den gefüllten Bonbon-Gläsern standen und sie später als Schulkinder oft kurz vor Unterrichtsbeginn noch schnell einen Kaugummi gegen die Aufregung holten, wenn wieder eine Mathematikarbeit auf dem Stundenplan stand.

Manche kamen, wenn sie nicht weg in die Ferne gezogen waren ihr ganzes Leben lang um immer mal wieder einige Kleinigkeiten im dem gemütlichen Lädchen zu holen.

Mal eben zwei Eier , die man vergessen hatte und ohne die man jetzt natürlich keine Eierpfannkuchen backen konnte.

Kurz vor Feierabend noch schnell zwei Schwefel Mehl und einen Liter Milch.

Herr Huber bedient stets freundlich und ist nie einem kleinen Schwätzchen abgeneigt.

Seine Frau Trudchen liebt es , mit den Frauen der Gegend über den neusten Nachbarschaftstratsch zu sinnieren.

Schließlich bleibt sie so immer auf dem Laufenden und ist stets bestens informiert.

Viele ihrer älteren Kunden sind ihnen mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen und so wirken sie fast wie eine kleine Familie.

Sie werden zu Taufen eingeladen, gehen zu Hochzeiten und manch anderen Festlichkeiten zu denen sie immer wieder gern eingeladen werden.

Immer noch stehen die großen, dickbauchigen Bonbon-Gläser im Laden und die alten Fässer mit dem frischen Sauerkraut und den Gewürzgurken links und rechts neben der Ladentheke auf der noch die alte Registrierkasse und die Ladenwaage mit den Gewichten stehen.

In all der Zeit hat sich nicht wirklich viel verändert.

So scheint es.

Denn draußen,

außerhalb des kleinen Lädchens ist die Zeit und vor allen der Fortschritt nicht stehengeblieben.

Draußen hetzten die Menschen mit Einkaufstüten, ihre neusten Smartphones in der Hand hin und her oder laufen laut redend mit Anderen geschäftig an dem unscheinbaren Lädchen vorbei.

Einige schütteln den Kopf oder bleiben einem Moment leise vor sich hinschimpfend stehen.

Achten kaum auf das vor vor ihnen passiert.

So haben sie natürlich auch keinen Blick für das leicht vergilbte Schaufenster des kleinen Lädchens.

Hinter dem schon fast blinden, etwas verstaubten Schaufenster sind Schätze aus längst vergangenen Tagen zu bestaunen und auch zu bewundern.

Eine alte Spieldose, die damals bestimmt viele, viele Male ihr Lied hat erklingen lassen dürfen und den Zuhörern ein verzücktes Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Dort...eine Kaffeemühle.

Wie oft wurde damit wohl frischer Kaffee gemahlen und dann in einer Kanne mit Wasser aus dem Wasserkocher aufgebrüht.

Kaffeeduft verbreitend, der die Augen vor Vorfreude hat leuchten lassen.

Ein alter Fotoapperat , der bestimmt viele, viele unwiederbringliche Erinnerungen festhalten durfte.

Mit einem Film, den man noch zum Entwickeln bringen und eine Weile auf die fertigen Bilder warten musste und gespannt war, welche denn nun nicht verwackelt waren.

Etwas in der Ecke, leicht versteckt steht eine kleine Adventskerze.

Die Sonne hat ihre rote Farbe schon ein wenig verbleichen lassen und die vielen, jahrelangen Temperaturunterschiede haben sie leicht krumm werden lassen.

Hier und da sind kleine Macken in der äußersten Wachsschicht zu sehen .

Niemand kann sich so recht erinnern, wie lange die kleine Kerze wohl schon in der Ecke des alten Fensters stehen mag.

Irgendwann vor langer langer Zeit ist sie wohl nach der Weihnachtszeit übrig geblieben und nach der Inventur in dem Fenster gelandet.

Da steht sie nun.

Einsam, verlassen und krumm und sieht die Jahreszeiten wechseln.

Den Winter mit seinem Schnee und den Sommer , der das Innere des Fensters immer so warm wie ein Backofen aufheizt.

Dann versucht die kleine Kerze immer sich noch mehr in die Ecke zu drücken, damit sie nicht noch krummer wird.

Denn ihr großer Traum ist es von je her , eine Adventskerze zu werden.

Aber wer sollte sie nehmen, so staubig, krumm und vergilbt wie sich war !?

Ein paar Tage vor Weihnachten klingelt die alte Glocke an der Ladentür und die alte Frau Maria betritt, gestützt auf ihren Gehstock langsam den Verkaufsraum .

Eigentlich , so besteht sie ...heißt es "Fräulein" Maria , denn sie hat nie geheiratet, einfach nicht den richtigen Mann gefunden.

Nun ist sie alt, betagt und hat die Hoffnung aufgegeben, doch noch die große Liebe zu finden.

Fräulein Maria hat keine großen Reichtümer und ihre Rente ist leider mehr wie armselig.

Zwar hat sie ihr Leben lang gearbeitet - doch am Ende bleibt ihr an Monatsende kaum genug um noch etwas anständiges zu essen.

Doch, das hat sie sich fest vorgenommen, sie möchte sich ein schönes kleines Advents-Gesteck machen und sich daran erfreuen, wenn die kleine, wärmende Kerze ihren Lichtschein verbreitet.

Suchend schaut sie sich um , auf der Suche nach etwas, was sie sich von ihrem bisschen Geld leisten kann.

Viel ist es nicht, nicht mal in diesem kleinen , günstigen "Tante Emma-Laden".

Eifrig kommt Herr Huber hinter der Ladentheke hervor , lächelt Fräulein Maria an und geht an das verstaubte Fenster.

Zieht den schweren Vorhang zurück , der das Fenster vom Inneren des Ladens trennt und greift....

nach der kleinen Kerze.

Gütig lächelnd hält er seiner Kundin das krumme, vergilbte Kerzlein mit den sichtbaren Wachsstellen hin.

Nimmt die Hand seiner treuen Kundin und legt das Kerzlein hinein.

Glücklich und mit Tränen in den Augen bedankt diese sich mit einem lautlosen Nicken.

Sprechen kann sie nicht, zu gerührt ist sie von dieser netten Geste.

Zuvorkommend öffnet der alte Herr seiner langhäärigen Kundin die Tür und begleitet sie ein Stück nach draußen

Draußen so scheint es ...scheint eine völlig andere Welt zu sein.

Lauter, hektischer...und viel schneller.

Schnell geht er zurück in den Laden.

In seine kleine, heile Welt.

Eine Welt, in der für ihn und seine Frau...für all seine geschätzten Kunden die Welt noch in Ordnung ist.

"Weißt Du noch ....?" flüstert seine Frau.

"...ja...!" antwortet ihr Mann mit einem liebevollen Lächeln.

Frau Huber seufzt.

"Ich weiß, wir hatten nie viel..." sagt sie ohne Bedauern.

"...Hast Du in all den Jahren irgendetwas vermisst -

mein gütiger, wundervoller Mann ?"

Erwartungsvoll und doch ein bisschen ängstlich schaut sie ihn an.

Er lächelt.

Drückt liebevoll ihre kleine, weiche Hand die schon immer vertrauensvoll in seiner ruhte...von Anfang an.

Zärtlich zieht er ihre Hand, die er noch immer in seiner fest umschlossen hält, an seine Lippen und küsst sie sanft.

"Mein Püppchen...ich hatte immer alles, was ich je wollte ..."

©️ Tanja Finchen Hoffmann

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