⭐️ Eine Ostergeschichte
🐰 Eine Ostergeschichte 🐰
Leise läuft im Wohnzimmer der Fernseher,
Nina kann die Stimme des Nachrichtensprechers leise murmeln hören.
Papa schaut Nachrichten...wie jeden Abend.
Nina sitzt mit Mama und ihren beiden kleinen Zwillingsbrüdern Oskar und Moritz am Küchentisch und schaut auf ihr Käsebrot.
Irgendetwas ist anders als sonst .
Mama war ganz aufgeregt den ganzen Tag über und hat Nina mit den Zwillingen von der Schule abgeholt.
Nina geht nämlich schon in die erste Klasse, im Sommer ist sie eingeschult worden.
Sie ist stolz daruf, sie ist ein richtiges Schulkind.
Auch in der Schule war es heute irgendwie anders als sonst gewesen...ruhiger .
Die Kinder der größeren Klassen standen in der Pause zusammen,schauten...wie immer in ihre Smartphones.
Nina war unendlich stolz, sie kannte das Wort "Smartphone".
Einige der Mädchen weinten und die Jungen redeten manchmal lauter als sonst.
Sie hatte nicht verstanden um was es ging...irgendeine Stadt .
Und das man sich nicht wundern muss,wenn man ... sie erinnerte sich genau an diesen Satz " .... wenn man sich dieses Pack ins Land holt!!! "
Sie wußte nicht ,was das bedeutete...sowas hatte sie nie vorher gehört.
Mama war auch irgendwie anders als sie auf dem Nachhauseweg waren....wie in Gedanken.
Schon dreimal hatte Nina gefragt ,was dieser Satz bedeuten könnte und jedesmal keine Antwort bekommen.
" Mama .....!!! "
Abwesend hatte Mama sie angesehen ,an die Hand genommen und den Zwillingskinderwagen schneller in Richtung nach Hause geschoben.
Komisch ,hatte Nina noch gedacht...gehen wir heute denn nicht mehr auf den Spielplatz ,
der nahe am Haus lag wo Nina mit ihrer Familie wohnte.
Tja ,und nun sitzt sie hier .
Oskar und Moritz veranstalten wieder mal ein "Festessen" mit ihren Früchtebreis.
Mama seufzt auf.
Wischt aber wortlos den beschmierten Küchentisch und die Hochstühlchen wieder sauber.
" Nina...jetzt mach aber mal, Du hast ja noch gar nichts gegessen und starrst nur Löcher in die Luft.Es ist gleich Schlafenszeit und der Sandmann kommt um Dich ins Traumland zu schicken."
Nina mag eigentlich nicht ins Bett.
Sie möchte doch endlich wissen,was dieser Satz zu bedeuten hat :
" .... wenn man sich dieses Pack ins Land holt!!! "
Aber Mama hat wie immer keine Zeit, denn Oskar und Moritz drängeln und nörgeln.
So schnappt Mama sich auf jeden Arm ein Baby und eilt aus der Küche in Richtung Badezimmer um Nina´s Brüder bettfertig zu machen und danach in ihre kuscheligen Kinderbettchen zu legen.
"Na , Prinzessin...hast Du keinen Hunger heute ? "
Unbemerkt von Nina war Papa in die Küche gekommen und strich nun seiner Ältesten liebevoll durch die feinen, hellen Kinderhaare.
"Papaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.... "
"Ja ,mein Schatz...was hast Du auf dem Herzen,hm....? "
Liebevoll schaut Papa in zwei große , neugierige Kinderaugen.
" Du Papa ...die Großen in der Schule heute...haben so einen Satz gesagt ..ich verstehe das nicht ...sie sagten sowas wie :
... wenn man sich dieses Pack ins Land holt!!! "
Papa schluckt und ist erstmal fassungslos betroffen.
Wie und vor allem was soll er Nina erklären.
Das es immer wieder Kinder gibt ,die das sorglos nachplappern,was sie zu Hause bei ihren Eltern hören.
" Nina..... " beginnt er ...räuspert sich ...." ....Schatz...das sind dumme Kinder ,weil sie gar nicht wissen was sie da sagen
Sie plappern das nach , was sie irgendwo gehört haben."
" ...und was ist jetzt * Pack * , Papa ? "
Nina schaut ihren Vater vertrauensvoll an.
" Das ist kein schönes Wort , Schatz.
Du hast doch mit mir in den Kindernachrichten gesehen,dass es viele Menschen gibt , die aus ihrem zu Hause weglaufen müssen.
Weil es böse Menschen gibt , die ihnen weh tun wollen..ihnen alles wegnehmen und ihr zu Hause zerstören.
Und einige Menschen nennen diese Menschen * Pack * ....weil sie ihnen vielleicht nicht trauen..oder sich bedroht fühlen."
"Aber ...hast Du mir nicht gesagt ... *der liebe Gott* hat alle Menschen gleich lieb ?
Warum lässt er dann zu , dass es böse Menschen gibt ? "
Nina schaut Papa traurig an.
Dieser zuckt mit den Schultern und streicht ihr zärtlich über die Wange.
" Schatz ..ich weiss darauf leider keine Antwort.
Was soll er auch tun !?
Es tut mir leid , mein Kind ...ich kann es Dir nicht sagen. "
Nina schüttelt den Kopf .
Sie versteht es nicht .
Angestrengt nachdenkend geht sIe ins Bett,nimmt sich ihren Teddybär und faltet ihre kleinen Kinderhändchen.
Leise beginnt sie zu beten :
" Lieber Gott ,
ich weiß ...Du hast soviel zu tun.
Du passt auf Mama ,Papa und meine Brüder auf.
Auf die ganze Welt und Du schickst uns Deine Engel.
Bitte mach doch , das es keine bösen Menschen mehr gibt. "
Zufrieden schließt sie die Augen,kuschelt sich in ihre Decke und denkt noch ...bald ist Ostern und dann kann
der * liebe Gott *machen,dass es keine bösen Menschen mehr gibt.
Mit diesem Gedanken schläft das kleine Mädchen ein.
Ein paar Tage später... Ostersonntag.
Vor dem spannenden Ostereiersuchen im Garten geht Nina mit ihren Eltern zur Kirche.
"Den lieben Gott besuchen...." wie Papa immer sagt.
Nun sitzt Nina also hier in der Kirche mit den bunten,schönen Fenstern und lauscht gebannt den Worten des Mannes,
der vor ihnen steht und redet .
" Bestimmt sagt er gleich ,dass es ab heute keine bösen Menschen mehr gibt! "
denkt sie aufgregt.
Sowie sie es sich an dem Abend und auch an den darauf folgenden Tagen immer und immer wieder gewünscht hat.
Doch...diese Worte fallen nicht.
Es wird gesungen und eine Predigt gehalten.
Nina versteht das nicht.
Will * der liebe Gott * nicht helfen und warum nicht ?
Tränen kullern aus ihren Augen, aber keiner sieht es .
Mama, Papa und all die Anderen stehen und singen ein Lied.
Nina wird ganz weh ums Herz und sie wird sehr traurig...sie hatte es sich doch so sehr gewünscht.
Sogar auf ihr Osternest wollte sie verzichten.
Aber anscheinend hatte "der liebe Gott" ihr nicht zugehört oder sie hatte es nicht laut genug gebetet.
Traurig schaut das kleine Mädchen durch die Kirche und nimmt links hinter
dem großen Kreuz ,das in der Kirche hängt einen Lichtstrahl wahr.
Wie gebannt schaut sie hin...es wird heller und heller und man sieht plötzlich Wolken - und aus diesem Licht kommt ein Mann.
Er lächelt Nina sanft und freundlich an und kommt
immer näher ,bis er schließlich vor dem Mädchen steht .
" Hallo Nina ...liebes Kind "
Sanft und liebevoll klingt seine Simme und Nina wundert sich .
Sieht denn sonst niemand hier das Licht und den Mann !?
Der Mann schüttelt lächelnd den Kopf mit den halblangen,dunklen Haaren.
Liebevoll nimmt er die kleine Hand des Mädchens in seine Hand und schaut sie an.
" Du hast um etwas gebeten.
Doch leider kann Dir dieser Wunsch nicht erfüllt werden.
Es liegt nicht in unserer Macht ,das es keine bösen Menschen mehr gibt.
Würden wir es verhindern können..so glaube mir...hätten wir dieses schon sehr lange vorher getan. "
Nina wischt sich mit der anderen Hand über die Augen, in denen noch Tränchen glitzern.
"Aber ...aber , warum nicht . Papa hat gesagt * der liebe Gott * passt auf uns auf. "
Der Mann lächelt sanft und fährt fort :
" Das tut er auch ...kleine Nina...auf Euch alle aufpassen.
Jeden Tag ...jeden Moment ...jeden Augenblick.
Doch , es gibt leider Dinge ...bei denen auch er machtlos ist ,
verstehst Du !?
Das macht ihn traurig und mich auch .
Aber wir können nichts dagegen tun.
Solange die Menschen sich so verhalten,wie sie sich im Moment verhalten und über andere bestimmen wollen.
Ihnen wegnehmen möchten,was ihnen gehört und sich böse verhalten ,solange können wir , so gern wir es auch tun würden ...nicht eingreifen.
Der Mensch muss von allein verstehen..begreifen ,das es sich besser lebt ....in Liebe ,Frieden.
Im Glauben an sich selber und das Vertrauen.
Im friedlichen Miteinander und nicht gegeneinander .
Der Akzeptanz und das Verständnis für die ,die "anders" sind.
Denn weißt Du...es gibt kein "anders sein" .
Er sollte wieder Nächstenliebe in sein Herz lassen.
Und manchmal vergeben,verzeihen und nicht den Hass und die Verachtung die Kontrolle übernehmen lassen.
Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegen würde und wenn die Liebe zur Macht machtlos werden würde
und die Liebe die einzige Macht auf Erden wäre...ja ,
dann wäre Frieden...Frieden im Herzen.
Ich wünsche mir ,das die Menschheit begreifen würde,was wirklich wichtig ist ...das es nicht darum geht .
Macht zu demonstrieren..zu unterdrücken...das nicht die Liebe zur Macht allmählich die Liebe verdrängt und man die Hoffnung ,das Vertrauen und den Glauben verliert.
Ich wünsche mir ,die Menschheit würde begreifen, welches Geschenk das Leben ist.
Die Freiheit...der Frieden...das miteinander und die Liebe .
Doch...manchmal hören die Menschen nicht zu ... denn sie haben es verlernt.
Denn weißt Du ,mein Kind - das Tiefste am Menschen ist der Glaube.
Das Menschlichste am Menschen ist die Hoffnung.
Das Größte am Menschen ist die Liebe "
Nina hatte aufmerksam zugehört undtrotzdem sie noch so klein war ,
hatte sie verstanden, was ihr der Mann aus dem Himmel gesagt und erklärt hatte.
"Ich muss jetzt wieder gehen ,mein Kind .
Weisst Du ,jeder kann bei sich selber anfangen...ganz klein und dann kann aus vielen Kleinen ein gemeinsames Großes entstehen."
Das kleine Mädchen nickt und der Himmelsmann küsst sanft ihre Stirn.
Kurz bevor er wieder in den Himmel verschwindet ,dreht er sich nochmal um ...lächelt und winkt Nina zu .
Diese lächelt zurück und freut sich jetzt auf das Ostereiersuchen im Garten.
Denn sie weiß , "der liebe Gott" hat ihr zugehört.
©️Tanja Finchen Hoffmann