⭐️ Fiete, der Weihnachtshase

⭐️ Adventsgeschichte ⭐️

⭐️ Fiete trifft den Weihnachtsmann ⭐️

Etwa eine Woche vor Weihnachten.

Die Menschen laufen geschäftig durch die Straßen, vollgepackt mit Tüten voller Geschenke.

Die Häuser und Geschäfte an den Straßen sind festlich geschmückt und aus einigen kann man Weihnachtsmusik hören.

Jedes Jahr dieselben Lieder.

Dieses Jahr hat es noch nicht geschneit und die Temperaturen sind ungewöhnlich mild für einen Winter.

Etwas weiter, am Stadtrand, dort wo sich kaum jemand hin verirrt steht das kleine,aber liebevoll geführte Tierheim der Stadt.

Es ist warm und gemütlich im Tierheim.

Sarah hat eben ihre Futterrunde beendet und sich einen heißen Kaffee aufgebrüht.

Ein paar Kekse hat sie sich auch von zu Hause mitgebracht.

Sie liebt ihre Arbeit hier im Tierheim sehr und noch mehr all die vergessenen Tiere, die offensichtlich niemand mehr haben will.

Die ihren ehemaligen Besitzern oft im Weg sind oder einfach nur "groß" und damit zu anstrengend oder nicht mehr niedlich genug sind.

Sarah schüttelt traurig den Kopf , während sie ihren heißen Kaffee schlürft.

Manchmal ist die Arbeit kaum zu schaffen, vor allem seit sie nicht mehr die jüngste ist und sich ihre alten Knochen bemerkbar machen.

Zwar hat sie zum Glück Hilfe von den Müller-Zwillingen und auch ihr Sohn Michael hilft so gut er kann nach seinem Job, aber auch dann ist es sehr viel Arbeit

Sie seufzt.

So viele, liebe Tierseelen und alle warten nur darauf , wieder ihr Herz an einen ganz besonderen Menschen zu verschenken.

Doch viel zu oft will einfach niemand diesen treuen Herzen voller Liebe ein neues zu Hause geben.

Wenn Sonntags die Familien mit ihren kleinen Kindern in das Tierheim kommen um "Tiere zu besuchen" dann kann sie manchmal nur "gute Miene zum wöchentlichen Sonntagsbesuch machen".

Da sind zum Beispiel die beiden Esel Grauli und Fauli.

Herzensgut , friedlich und kinderlieb.

Ständig stehen Kinder um die beiden Esel herum, aber mitnehmen..nein, mitnehmen will sie keiner.

Ebenso wenig wie die kleine Mäusegruppe, die vielen süßen Katzen und die aufgeweckten Hunde.

Jedesmal, wenn es zum Besuchsende um 18.00 Uhr kommt, strömen die Menschen mit ihren Kindern wieder nach draußen.

In ihr Leben außerhalb des Tierheims.

Zurück bleiben traurige Fellnasen, die nur zu gern ihr Herz verschenken würden.

Manchmal versteht Sarah die Menschen nicht mehr.

Tiere sind ihr sowieso schon immer am liebsten gewesen, denn sie haben eindeutig das ehrlichere Wesen und reinere Seelen.

Sie lächelt vor sich hin, während sie an die drei Kaninchen denkt , die sie erst heute morgen auf dem Markt gerettet hat.

Sie sollten als Weihnachtsmenü enden.

Kurzentschlossen opferte sie ohne zu überlegen die Hälfte ihres Lohnes um die drei Mümmelnasen zu retten und mit sich zu nehmen.

Nun hoppeln sie hier in einem Gehege herum und erfreuen sich ihres Lebens.

Den kleinsten davon hat sie spontan Fiete getauft.

Er ist anders als seine Geschwister, nicht so aufgeweckt.

Er hat gezackte Schnurrhaare , ein kleines und ein großes Ohr.

Das kleine Öhrchen steht und das größere hängt ständig herunter.

Auch humpelt er ein bisschen, aber das ist Sarah egal, denn er ist besonders lieb, anschmiegsam und sanft.

Am liebsten würde sie ihn mit zu sich nach Hause genommen, aber ihre Wohnung ist einfach zu klein dafür.

Sarah wohnt gegenüber , einmal über die Straße in einem winzigen Häuschen mit einem Zimmer .

Sie ist eigentlich glücklich und zufrieden ,

sie kann den ganzen Tag bei ihren Tieren sein und jeder noch so treue Blick belohnt sie für alle Entbehrungen und Mühen.

Nur manchmal, ja manchmal ist sie ganz traurig.

So viele der lieben Tiere werden ihr ganzes Leben hier bei ihr verbringen, denn die Menschen möchten lieber Tierbabys oder Tiere aus dem Zoogeschäft.

Und wofür ?

So viele der an Weihnachten verschenkten Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Vögel landen noch kurz vor Silvester bei ihr.

Der Zauber der Weihnacht ist dann vorbei und die Menschen entdecken...oh Wunder...das Tiere halten nun auch mal manchmal Arbeit erfordert.

Ein Tier kann sich nicht selbst füttern oder seinen Platz sauber halten.

Ein Kaninchen möchte nicht rumgetragen und in den Puppenwagen gestopft werden.

Dann kann selbst das sanftmütigste Hoppelnäschen mal leicht zwicken.

Ein Vogel braucht Zeit , um zutraulich zu werden und einen Hamster sollte man tagsüber nicht wecken, nur damit er angestarrt werden kann.

Ein junger Hund macht auch noch mal Pipi in der guten Stube, weil alles neu und aufregend für ihn ist und er erstmal lernen muss, rechtzeitig auf die Wiese zu gehen.

Eine kleine Katze hat auch ihren eigenen Willen und weiß auch schon als Baby, so süß sie auch ist ...was sie will und was nicht.

Faucht sie dann mal, heißt es gleich, das Tier ist bösartig. Es muss wieder weg.

Dann landen all' die "ach so süßen Weihnachtsgeschenke" bei ihr.

Einfach abgeschoben...

Was das kleine Wesen in der kurzen Zeit mitmacht, wen kümmert es.

Und das schlimmste, nächstes Jahr wird ein Teil dieser verantwortungslosen Menschen wieder ein Tier unter den Weihnachtsbaum setzen.

Sarah kann all das nicht verstehen.

All' diese Tierseelen sollten es nicht nur diese paar Tage gut haben sondern ihr ganzes Leben.

Die ortsansässige Schule hat dieses Jahr das Projekt "Weihnachtspaten" ins Leben gerufen.

Eigentlich weiß Sarah nicht so richtig, was sie davon halten soll.

Ist es richtig, einige ihrer Lieblinge über die Feiertage in fremde Familien zu geben ?

Wie groß ist die Chance, dass diese Tierseele das Herz der Weihnachtspaten erobern kann und es dann für immer dort bleiben darf ?!

Anderseits, wenn sie es nicht ausprobiert...wird sie es nie erfahren.

Sie kann ja die dafür charakterstärksten Tiere raussuchen.

Ja,das ist ein guter Plan.

Wenn nur einer ihrer Lieblinge ein schönes zu Hause dadurch bekommt, sollte sie es wagen.

Nach und nach werden in dieser Woche vor Weihnachten die kleine Mäusefamilie, der große Teddyhamster und auch der freche Papagei Alfons von ihren Weihnachtspaten zu sich nach Hause geholt.

Sophie freut sich, denn schon zwei Tage nachdem die Mäuse und der Hamster bei ihren Familien eingezogen sind, klingelt nachmittags das Telefon.

Die Nager dürfen bei ihren Paten bleiben und werden noch vor Weihnachten adoptiert.

Sie weiß , das die Nager es gut bei ihren neuen Familien haben werden.

Auch der Großteil der Hunde und sogar alle Katzen haben Weihnachtspaten gefunden.

Das Tierheim ist leer und still geworden, doch sie weiß ja, das einige ihrer Lieblinge wieder zurück kommen werden.

Heiligabend.

Sarah hat mit allen verbliebenen Tieren schon Bescherung gefeiert.

Alle Tiere hatten eine Kleinigkeit bekommen.

Ottokar, der große graue Pudel eine neue Decke.

Grauli und Fauli eine extra Ladung Stroh und die drei Kaninchen viele schöne, saftige Möhren.

Es klingelt.

Sarah schlurft zur Tür, die stets verschlossen ist -schaut durch den Türspion , um sich ein Bild zu machen, wer heute ..Heiligabend...bei diesem Wetter an der Tür klingelt.

Es schneit nämlich schon den ganzen Tag.

Draußen vor der Tür steht Herr Becker mit seinem Sohn Clemens.

"Nanu, was die wohl wollen.... !?" wundert sie sich während sie die Tür aufschliesst und dann öffnet.

Herr Becker grüßt kurz, nickt ihr zu und zieht dann seinen Sohn, der wie angewurzelt vor der Tür stehengeblieben ist, ins Vorzimmer des Tierheimes.

"Er möchte auch Weihnachtspate werden. Das heißt...eigentlich..."druckst der Vater rum.

"Eigentlich möchten wir ein Tier zu uns nach Hause holen...für immer, wenn wir dürfen.

Ich weiß, wir sind spät...aber ich...wir ...dürfen wir ."

Sophie schaut Clemens prüfend an.

Dieser senkt den Kopf.

"Willst DU das auch, mein Junge ?"

Clemens nickt , hebt den Kopf und spricht Sarah an.

"Ich hätte gern ein Kaninchen."

Sarah schüttelt den Kopf.

"Hoppelnasen nur zu zweit oder mehr ,Clemens."

Herr Becker schaut Sarah an, nickt und fragt dann:

"Haben sie denn Kaninchen hier, die wir uns einmal ansehen können...bitte."

Sarah denkt an Fiete.

Vielleicht...oh ....wie schön wäre es , wenn der kleine Mann noch heute ein neues zu Hause bekommen würde.

Schnell führt sie die beiden Besucher zu den drei Mümmelmännern, die sie vor einiger Zeit gerettet hat.

"Oh wie süß !" ruft Clemens aus.

"Papa, sieh mal mal...." damit zeigt er auf Hermine und Ottokar.

Beide stellen sich sofort auf die Hinterbeine und Hermine putzt sich sogar.

"Sie sind süß. Dürfen wir diese beiden adoptieren Sarah ?" fragt Clemens Vater.

"Und ich...hallo, ich bin doch auch noch hier...bitte nehmt mich mit...lasst mich hier nicht allein." bettelt Fiete.

Doch keiner hört ihn.

"Was ist mit dem Kleinen, möchtest Du ihn nicht mitnehmen ?" fragt Sarah vorsichtig.

Clemens schüttelt den Kopf.

"Nein, er ist nicht schön , kein richtiges Kaninchen."

Fiete macht sich groß, doch er plumpst um.

"Bitte, ich bin ein richtiges Kaninchen...guck...hier..."

Doch Clemens ist mit seinem Vater schon wieder aus dem Gehege heraus und Sarah packt gerade Hermine und Ottokar in den Transportkorb.

Froh darüber, dass wenigstens die Beiden ein neues zu Hause bekommen.

Fiete sitzt traurig daneben.

"Sei nicht traurig, kleiner Mann. Ich bin sicher, für Dich kommt auch noch der richtige Mensch, der Dich mit zu sich nimmt.

Die Menschen wollen leider oft perfekte Tiere und keine mit kleinen Fehlern.

Ich liebe Dich so wie Du bist."

Mit seinen beiden Geschwistern im Korb folgt sie Clemens und seinem Vater.

Etwas später am Abend.

Sarah macht sich auf den Weg nach Hause.

Aber vorher möchte sie Fiete noch "Frohe Weihnachten und gute Nacht" wünschen.

Dann geht sie rüber in ihr kleines Häuschen, macht ihren Tannenbaum an und legt sich aufs Sofa.

Derweil nebenan im Tierheim.

Ein trauriger Fiete sitzt im Gehege.

Allein.

Und schaut sehnsüchtig zum Fenster raus.

Warum nur wollten ihn die Menschen nicht.

Er hat sich doch extra groß gemacht und ganz lieb geschaut.

Da...ein Geräusch.

Ganz leise, ganz sanft.

Leise Tritte nähern sich dem Gehege, in dem Fiete sitzt.

Doch er hat keine Angst.

Aufmerksam stellt er sein kleines Öhrchen hoch, seine gezackten Schnurrhaare zittern.

Ganz langsam und behutsam wird die Türklinke heruntergedrückt und ...Fiete traut seinen Augen kaum...steht der Weihnachtsmann im Raum vor seinem Gehege.

Aufgeregt läuft Fiete zu ihm hin, mümmelt und macht sich ganz groß.

"Hallo Fiete, mein Kleiner.

Habe ich ein Glück, dass Du noch da bist.

Ich hatte schon Angst , ich komme zu spät und Du hast Deinen neuen Menschen schon gefunden."

Zärtlich streichelt der Mann in rot das Köpfchen des Kaninchens und hebt es dann behutsam aus dem Gehege.

"Ich brauche nämlich ein Weihnachts-Kaninchen, das mich auf meiner Reise zu den Kindern dieser Welt begleitet und ich kann mir niemand besseren als genau Dich vorstellen, mein kleiner Freund."

Fiete freut sich, wackelt vor Freude mit seinem Hasenschwänzchen und macht große Augen.

Eilig macht sich der Weihnachtsmann wieder auf den Weg...mit Fiete im Arm.

Setzt sich auf seinen Schlitten, packt den kleinen Fiete neben sich in einen kuschelig gefütterten Korb und schnalzt mit der Zunge.

Augenblicklich erheben sich die Rentiere und fliegen mit den Beiden in den dunklen Nachthimmel.

Sarah, die durch leises Glockenklingeln aufmerksam geworden am Fenster schaut , sieht am nächtlichen Himmel den Schlitten des Weihnachtsmanns und eine kleine, leise Stimme ruft ihr zu :

"Ich bin ein Weihnachts-Kaninchen."

Bitte Copyright beachten.

© Tanja Finchen Hoffmann

Diese Geschichte darf nur unverändert/vollständig geteilt werden.

Nur unverändert/vollständig , mit Angabe und Genehmigung der Autorin in Blogs verwendet werden sowie nur mit Genehmigung der Autorin kopiert oder für andere Bücher verwendet werden.

Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s